Der Stadtfriedhof ist nun mit einer QR-Code-Stele ausgestattet. Besucher können Informationen zu Verstorbenen und erhaltenswerten Grabstellen abrufen und selbst Erinnerungsseiten erstellen.
Schongau – Die Beerdigungskultur ist im großen Wandel. Mit diesem Thema setzt man sich auch bei der Stadt Schongau auseinander. Während in großen Städten wie München die Friedhöfe längst auch ein Ort der Ruhe und des Rückzugs für die Bürger geworden sind, beginnt man dies für Schongau nun ebenfalls zu denken. „Man könnte den Friedhof als Lebensraum entdecken und verstehen“, formuliert es Jürgen Erhard, Standortförderer und Kreisheimatpfleger.
Und auch die Erinnerungskultur kann mit der Zeit gehen. Erhard und Daniel Felsmann, Leiter von Standesamt und Friedhofsverwaltung, erläuterten die kleinen Schritte, die man an Stadt- und Waldfriedhof hierfür bereits unternommen hat.
Nach und nach soll der jüngste Teil des Stadtfriedhofs, im Osten an Stadtmauer und historischer Omnibusgarage gelegen, zu einem Feld für historisch wichtige Grabsteine werden. Dort, wo bereits der frisch restaurierte Gedenkstein aus Sandstein für die dramatisch umgekommenen Schongauer Fremdarbeiter seinen Platz gefunden hat, wurden nun die ersten vier Grabsteine gesetzt, die die Stadt auf Dauer erhalten möchte: Die Grabsteine der Familien Holzhey, Handl, Huber und Riedl haben einen neuen Platz gefunden.
Wenn der Grabstein eine wertvolle Arbeit ist oder zu einer für Schongau wichtigen Persönlichkeit gehört, wird bei Auflassung des Grabes mit den Angehörigen oder dem Nutzungsinhaber Rücksprache gehalten. „Seit dem 16. Jahrhundert werden hier Menschen beerdigt. Die Formen ändern sich, aber man soll sehen, was den Friedhof in den unterschiedlichen Zeiten geprägt hat“, so Erhard.
Grabstätten, die den Friedhof gliedern, oder Marmorplatten in den Mauern bleiben dabei an Ort und Stelle. Und auch die erhaltenswerten Grabsteine sollen nur nach und nach an den neuen Platz. „Da muss man behutsam sein, das ist ein langer Prozess, wir wollen auch nicht, dass sich am Friedhof zu viele Lücken auftun“, so Erhard. „Die Angehörigen reagieren aber positiv“, weiß Felsmann. „Wer hört nicht gerne, dass jemand für das Stadtgeschehen wichtig war oder wenigstens der Stein schön ist.“ Über den Friedhof verteilt, gibt es bereits einige Ehrengräber, wie das des Chorregenten Heinrich Huber, das der vormalige Kreisheimatpfleger Helmut Schmidbauer rettete, als es aufgelöst werden sollte.
Informieren über besondere Grabstätten
Neuerdings kann man sich auch informieren über die besonderen Grabstätten. Vor Ort ist eine Stele aufgestellt worden, über die ein QR-Code abrufbar ist. Dieser leitet direkt auf die Denkmalseite des Stadtfriedhofs, verwaltet von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Firma „Grappt“ aus Burgheim.
Nach und nach soll eine umfangreiche Verstorbenen-Datenbank aufgebaut werden, so der Wunsch Felsmanns, der dies als Möglichkeit der Trauerbewältigung sieht. Neben einem Foto des Grabs und den persönlichen Daten des Toten können Angehörige die Seite „gegen eine wirklich überschaubare Gebühr“ (Felsmann) ganz individuell gestalten, mit einem Kondolenzbuch oder einer Bildergalerie. „Dahinter steckt das Bedürfnis, etwas zu teilen über die Angehörigen“, so Erhard.
GPS-Daten der Gräber helfen
Man muss, um Einträge zu tätigen, im Übrigen noch nicht einmal zur Familie gehören. Im Gegenteil freue man sich bei der Stadt über Mithilfe, damit die Geschichte zu den Bürgern Schongaus nicht verloren geht. Bevor die Informationen veröffentlicht werden, gehen sie aber über den Tisch von Daniel Felsmann, der den Eintrag genehmigen muss. Daten von 52 Personen waren Ende vergangener Woche für den Stadtfriedhof eingetragen. Auch für den Waldfriedhof gibt es die Möglichkeit bereits.
Noch eine Funktion kann über den QR-Code abgerufen werden: die GPS-Daten der Gräber. Wer nicht genau weiß, wo sich das Grab der Uroma oder eines alten Schulkameraden befindet, kann ganz einfach über die Pläne der beiden Friedhöfe recherchieren: Über die Suche „schongau.friedhofsplan.de“ gelangt man zum jeweiligen Friedhofsplan und kann sich über den Namen des Verstorbenen die Grabstelle sofort am Smartphone anzeigen lassen.
Auch ein Bestattungskalender ist angelegt worden. Die Kosten für die Stadt inklusive der QR-Code-Stele: rund 2000 Euro. Die Einrichtung des Friedhofsplans inklusive des Online-Bestattungsvergabekalenders (für die Bestatter) und des öffentlichen Bestattungskalenders kostete 8500 Euro.
Quelle: merkur.de, Elke Robert, 02.10.2024