Digital und mobil auf dem Friedhof

Der digitale Friedhofsplan in Wipperfürth.

CAD-Pläne von Friedhöfen liegen zwar oftmals vor, allerdings teils noch ohne Anbindung an Datenbanken, beobachten die EDV-Experten. Mit dem digitalen Friedhofsplan im Internet lässt sich noch einen Schritt weitergehen: Service für Bürger und Gewerke. Zum Thema hat Therese Backhaus-Cysyk mit zwei Friedhofsverwaltungen gesprochen.

Digitaler Friedhofsplan in Wipperfürth.
Screenshot des digitalen Friedhofsplans in Wipperfürth.

„Ende 2017 konnten wir unsere Arbeiten rund um die Digitalisierung der Friedhofspläne zu allen sechs kommunalen Friedhöfe abschließen“, erklärt Andreas Fuest, der in der Stadt Dorsten, am Rande des Münsterlandes, für die Unterhaltung der städtischen Friedhöfe zuständig ist. Die Arbeiten dazu erfolgten Hand in Hand. Während das Kölner Unternehmen pbsgeo die notwendigen Daten bei den größeren Friedhöfen in Dorsten etwa anhand von Luftbildern digitalisierte, übernahm Fuest die Kartierung von Gräbern, Gebäuden, Grünflächen und Wegen auf den kleineren Friedhöfen. Eine Menge Arbeit machte die Feinabstimmung, etwa bei Unstimmigkeiten in der Grabbelegung. Alle Widersprüche mussten einzeln kontrolliert werden, erinnert sich Fuest und sieht in den digitalen Friedhofsplänen, die mit der Friedhofsdatenbank verknüpft sind, für sich und seine Mitarbeiter nur Vorteile. Die Friedhofsverwaltung
der Stadt Dorsten arbeitet mit dem Friedhofsprogramm Winfried von mps public solutions. Die Sachdaten werden automatisch mit dem Friedhofsplan von pbsgeo synchronisiert. „Die Arbeitsabläufe lassen sich deutlich verbessern und vereinfachen. Beispielsweise lässt sich die Suche nach einem bestimmten Grab deutlich verkürzen. Grab- und Verstorbenendaten können jetzt mit einem Mausklick von uns abgerufen werden“, unterstreicht Fuest.

Darüber hinaus können alle Daten wie die Ruhezeiten oder besondere Hinweise, jederzeit aufgerufen werden. Und das funktioniert auch vor Ort auf einem Tablet oder einem Laptop durch die Vorarbeiter der Friedhöfe. So schließt sich der Kreis der Nutzung für die Verwaltung. Etwa lässt sich ein Filter setzen für die Abfrage „Wo sind Gräber, die zur Wiederbelegung freigegeben sind?“ Damit kann jeder Mitarbeiter bei einem Termin mit Hinterbliebenen und Bestattern sofort beraten, welche Grabstellen aktuell zu vergeben sind. „Auf einem unserer großen Friedhöfe in Dorsten mit immerhin zwölf Hektar Fläche gab es beispielsweise sechs Bücher, in denen früher die Daten wie Nutzungsrechte und Ablaufzeiten eingetragen wurden. Auf eine handschriftlich geführte Grabkartei können wir in Zukunft getrost verzichten“, erklärt Fuest zufrieden.

Für Anfragen an die Verwaltung, wo sich ein Grab eines Verstorbenen konkret befindet, drucken Fuest und seine Kollegen eine PDF-Datei aus, auf der die Friedhofsfläche grafisch abgebildet ist und das gesuchte Grab durch das Programm digital markiert wurde. Rund 700 Mal pro Jahr müssen die Friedhofsmitarbeiter Auskünfte zu Verstorbenendaten einholen. Blickt man auf die Lohnkosten, die sich durch eine schnelle Beantwortung per Mausklick bei diesen Verwaltungsvorgängen sparen lassen, spricht das uneingeschränkt für den digitalen Friedhofsplan. Und dabei sind noch nicht die grafischen Auswertungen mit eingerechnet, die eine Grundlage für weitere strategische Ausrichtungen in der Friedhofsplanungen für die Zukunft bieten können.

Service für Bürger mit digitalem Friedhofsplan

Mobile Grabauskunft
Mobile Grabauskunft.

„Friedhofsplan.de ermöglicht den Verwaltungen die Publikation des digitalen Friedhofsplans im Internet und stiftet somit einen Nutzen für die Verwaltung selbst, den Bürger und die auf dem Friedhof tätigen Dienstleister“, erklärt Stefan Schumacher von pbsgeo und weist auf den deutschlandweiten Vorreiter, die Hansestadt Wipperfürth im Bergischen Land. Dort wurde das System im Februar erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. „Bei unseren Bürgern ist die digitale Grabauskunft sehr positiv angekommen“, erklärt Ralf Hagen vom Fachbereich Bauen, zu dem in Wipperfürth auch das Bestattungswesen zählt. „Wir erleben die Grabauskunft als sehr benutzerfreundlich: Entweder erfolgt sie durch einen Klick in der Karte oder durch Eingabe des Verstorbenennamens.

Zur Navigation mit Mobilgeräten, wie Tablet oder Smartphone, auf dem jeweiligen unserer sieben städtischen Friedhöfe wird die eigene Position per GPS erfasst und in der Karte dargestellt.“ Gedanken hat man sich in Wipperfürth vor der Einführung des neuen Bürger-Service auch über das Thema Datenschutz gemacht und hausintern geprüft, erklärt Hagen. Schumacher ergänzt: „Um Rechtssicherheit zu schaffen, haben wir friedhofsplan.de im Hinblick auf den Datenschutz in einem Gutachten von Prof. Dr. Dr. Tade Spranger (Kanzlei Rittershaus) untersuchen lassen, dort wurde die Konformität bestätigt.“ Zudem lassen sich auf Anforderung der Hinterbliebenen Gräber auf friedhofsplan.de anonymisieren. Auch für die täglichen Arbeiten in der Friedhofsverwaltung und bei allen beteiligten Gewerken wie Steinmetze und Bestattungsunternehmen bietet der digitale Friedhofsplan im Internet große Arbeitserleichterungen, zeigt Hagen auf. „Alle können damit schnell und flüssig arbeiten, denn er ist selbsterklärend.“ In Wipperfürth wird die Friedhofsdatenbank Hades von org-team Lagemann plus Grafikmodul eingesetzt. Es werden sowohl die Sachdaten als auch die Grabgeometrien übernommen und auf friedhofsplan.de publiziert.

Neben Grabauskunft auch Text- und Bildverlinkungen

„Neben der Grabauskunft soll die Plattform künftig auch weitere Auskünfte bieten, etwa über Ehrendenkmale oder Kriegsgräber und es soll Text- und Bildverlinkungen geben“, erzählt Hagen, denn Fotos und beliebige Informationen zu Gräbern und Denkmalen lassen sich zusätzlich hinterlegen. Dadurch kann der Friedhof digital und kulturhistorisch aufbereitet werden. Hagen und seine Kollegen werden dabei vom örtlichen Heimat- und Geschichtsverein unterstützt. Als grafische Auswertung ist der Grabstatus bei friedhofsplan.de hinterlegt. Dadurch sind freie Gräber grün und belegte Gräber grau eingefärbt. „Diese Auswertung ist Grundlage für die Online-Grabreservierung, mit der auf dem Friedhof zusammen mit den Hinterbliebenen Grabreservierungen vorgenommen werden können,“ erklärt Schumacher weitere Optionen. „Die Online-Grabreservierung ist für uns ein weiterer Schritt in Richtung der Digitalisierung unserer Friedhofsverwaltung“, sagt Hagen dazu. „In nächster Zeit richten wir den Fokus aber erst einmal auf die Überarbeitung unser Friedhofskonzeption, unter anderem mit dem Ziel, neue Bestattungsangebote einzuführen.“

Quelle: Therese Backhaus-Cysyk,Friedhofskultur, Juli 2020

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