Von AgTech bis zu KI-Friedhöfen: Deutsche Technologie auf dem Vormarsch

Der deutsche Regierungsbeschleuniger eröffnet heute sein Büro und seine Drehscheibe für Südamerika in Buenos Aires. Das Profil der Start-ups, die die Ankunft begleiten, und der Markt, in den sie mit AgTech, aber auch AI eintreten wollen

Buenos Aires (AT) – In einem exklusiven Interview mit dem Argentinischen Tageblatt wird Matthias Notz, Geschäftsführer des German Accelerator (GA), deutlich: „Lateinamerika ist ein Markt voller Chancen, aber mit – noch – wenigen internationalen Wettbewerbern. Es ist buchstäblich ein aufstrebender Markt. Es ist die beste Zeit für ein deutsches oder europäisches Startup, dort zu landen“.

Die sieben Startups, die die Landung des deutschen Regierungs-Accelerators in Argentinien und Südamerika begleitet haben, bestätigen dies. Ihr Kerngeschäft basiert in den meisten Fällen auf künstlicher Intelligenz (KI) und reicht von AgTech über Fintech bis hin zu Human Resources und – auch – der Digitalisierung von Friedhöfen. Was sie tun und wonach sie suchen.

  1. EKU Power Drives: Das 2015 gegründete Unternehmen von Edward Eichstetter, Manuel Klein und Leonardo Uriona ist auf Elektrifizierung und Automatisierung spezialisiert. Ursprünglich als Projekt zum Bau von Elektrofahrzeugen gegründet, konzentriert sich EKU heute auf die Automatisierung industrieller Prozesse auf der Ebene einzelner Einheiten und Flotten, die Integration von Daten mit Energiesystemen und die Elektrifizierung von mobilen, netzgebundenen und industriellen Maschinen. Die Start-Stopp-Systeme von EKU Power Drives versprechen nach Angaben der Gründer, durch einen automatisierten Start-Stopp-Mechanismus bis zu 2 Tonnen CO2 pro Maschine und Tag einzusparen. Das Unternehmen startete mit einem Stammkapital von 100.000 Euro und will nun seine Präsenz in den Bereichen Energie, Bergbau und Schifffahrt ausbauen, so EKU Power Drives.
  2. PBSGEO: Das 2011 gegründete Startup leitete die digitale Transformation in einem Bereich ein, der auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz so virtuell ist. PBSGEO mit Sitz im westdeutschen Köln ist heute einer der führenden Entwickler von Technologie- und Marktlösungen für die Digitalisierung von Friedhöfen. Zu den Dienstleistungen des von Christoph Schumacher geleiteten Unternehmens gehören heute das Management von Grünflächen und öffentlichen Bäumen sowie die Neugestaltung rund um die Friedhofsverwaltung. Das Softwareunternehmen, das im deutschsprachigen Raum als führend auf seinem Gebiet gilt, hat auch interaktive, KI-basierte Erlebnisse entwickelt. Zu den mehr als 100 Kunden des Unternehmens gehören die Stadt Frankfurt am Main, Recklinghausen, Erfurt und Schwerin. Im rheinland-pfälzischen Montabaur hat „PBS Geo“ ein besonderes Projekt gestartet: Eine Schülergruppe recherchierte die Biografien der im „Ehrenhain“ bestatteten Gefallenen und ließ die Ergebnisse in die Online-Friedhofskarte der Stadt einfließen.
  3. Globemee: 2022 von Sandra Franziska Schmitt und Christian Schieber gegründet, verbindet Globemee Fachkräfte und Unternehmen durch eine internationale Talentplattform, die durch künstliche Intelligenz unterstützt wird. Mit seiner globalen Recruiting-Lösung zielt Globemee darauf ab, einen der größten Bedürfnisse der deutschen Wirtschaft zu erfüllen: den Bedarf an Fachkräften. Die Plattform arbeitet mit KI-Matching-Algorithmen, automatisiert den Visumsprozess und bietet u.a. lokale Unterstützung für die angeworbenen Talente. Die Gründer haben die Idee, Arbeitskräfte zu vermitteln, mit ihrer Ausbildung an der Universität Bamberg verknüpft, wo sie Informatik und Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert haben. Die Idee wurde unter anderem durch die Erfahrungen genährt, die sie während ihres Studiums in Argentinien und Kolumbien gesammelt haben. Der Mangel an qualifizierten Fachkräften in Deutschland ist derzeit besorgniserregend hoch. Nach Angaben der Kompetenzstelle für Fachkräftesicherung (Kofa) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) konnten im vergangenen Jahr mehr als 630.000 Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden. Vor allem in Bereichen wie IT, Elektrotechnik und Bauplanung und -überwachung. Das ist die größte Lücke seit 2010.
  4. Muffintech: Das Unternehmen will ChatGPT für die Versicherungsbranche werden. Das 2020 von Felix Koepp, Elli Wolf, Simon Moser und Tomas Gan gegründete Unternehmen mit Sitz in Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, Versicherungsunternehmen beim Aufbau von Vertriebs- und Kundendienstkanälen zu unterstützen und das Problem des Fachkräftemangels durch die Entwicklung einer KI-gestützten Conversational-Commerce-Lösung zu lösen. Das Unternehmen, das ursprünglich aus einem Projekt der Code University hervorging, hatte ein Startkapital von 25.000 EUR.
  5. Temu: Das Unternehmen bietet professionelle landwirtschaftliche Systeme an. Die 2022 gegründete Software ist ein Online-Kontrollsystem. Sie wurde entwickelt, um den Digitalisierungsbedarf der Lebensmittelindustrie zu decken, wobei der Schwerpunkt auf der Automatisierung und Datenerfassung in verschiedenen Bereichen liegt. Die digitale Plattform – OnCon – ist speziell auf die Rationalisierung und Optimierung der landwirtschaftlichen Produktionsprozesse ausgerichtet. Sie integriert alle Aspekte der Produktionsanlage in ein zentrales System in der Cloud, um von dort aus mit Analysen der Künstlichen Intelligenz (KI) zu arbeiten. Temu hat seinen Sitz in Stadtlohn, Deutschland, und wird von Marcio Afonso Schmidt und Alexander Taubert geleitet.
  6. Geld abwerfen: Für diejenigen, die davon träumen, in Deutschland zu studieren, ist eines der Haupthindernisse, ein Visum zu bekommen. Dafür brauchen Sie ein Sperrkonto. Dabei handelt es sich um ein spezielles Bankkonto, das für einen bestimmten Zeitraum gesperrt wird. Es soll sicherstellen, dass die Studierenden über die notwendigen finanziellen Mittel verfügen, um ihren Lebensunterhalt während ihres Aufenthalts im Land zu bestreiten. Die Studierenden zahlen zu Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland einen Betrag auf dieses Konto ein. Das Konto begrenzt den Betrag, der pro Monat abgehoben werden kann. Derzeit liegt er bei 934 EUR. Das im März 2023 gegründete Berliner Startup DropMoney Blue will diesen Prozess vereinfachen. Das von Avijit Sarkar und Anilkumar Jalajakumari Shon mit 25.000 EUR gegründete Startup bietet Studenten die Möglichkeit, die Anforderungen des Nachweises der Zahlungsfähigkeit beim deutschen Konsulat zu erfüllen, allerdings in digitaler Form. Die Lösung bietet eine 30-tägige Reiseversicherung und beinhaltet ein kostenloses Girokonto.
  7. OMNIZON Networks: Das 2009 gegründete und heute von Franz A. Wimmer, Tatjana Pinhak und Nino Strajher geleitet wird, bietet das Unternehmen eine Cloud-native, bedarfsorientierte, horizontal skalierbare B2B/EDI-Integrationsplattform als Service an, die den Dokumenten-/B2B-Austausch automatisiert und beschleunigt. Omnizon zielt darauf ab, „seinen Kunden bei der elektronischen Integration mit ihrem eigenen Ökosystem von Kunden, Lieferanten und Partnern zu helfen, die Komplexität der Digitalisierung zu beseitigen, den Papierfluss zu minimieren, die Effizienz zu maximieren, die Kosten zu senken und die Datenübertragung zu sichern“, so das Unternehmen in seinem Blog.
  8. BIOROXX: ist ein Unternehmen, das Chemikalien entwickelt. Dem 2019 gegründeten Unternehmen ist es unter anderem gelungen, das weltweit erste vollständig nachhaltige Rodentizid zu entwickeln. Das Produkt ist abbaubar und ungiftig. Das von Astrid und Dietrich Gulba geleitete Unternehmen sieht vor, in Zukunft Gifte gegen Mäuse und andere Nagetiere zu entwickeln, die ebenso nachhaltig, biologisch abbaubar und für den Menschen ungiftig sind. Der Grund: „Ratten und andere Nagetiere vernichten jedes Jahr bis zu 25 % der Ernten und der Lebens- und Futtermittelvorräte. Vor allem Ratten siedeln sich in landwirtschaftlichen Betrieben an und vernichten bis zu einer Tonne Futtermittel pro Betrieb und Jahr. Masttiere sind am stärksten gefährdet, da sie z. B. die Schweinepest, die Maul- und Klauenseuche und die Vogelgrippe übertragen können. Die Erzeuger haben große Probleme, Nagetiere aus den Ställen fernzuhalten. Ratten verbreiten diese Krankheiten von einer Produktionsstätte zur anderen“, erklärt das Unternehmen. In den lateinamerikanischen Ländern ist die Herausforderung besonders groß, wenn man bedenkt, wie wichtig die Landwirtschaft für ihre Wirtschaft und Gesellschaft ist.

Quelle: Argentinisches Tagesblatt, Martes, 14.11.2023

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