Digitalisierung der Friedhofs- und Grünflächenverwaltung

Drei Personen, die mit dem digitalen Friedhofsplan auf dem Friedhof stehen

Im Interview mit Stefan Schumacher von PBSGEO GmbH

In diesem Interview sprechen wir mit Stefan Schumacher, Gründer und Geschäftsführer der PBSGEO GmbH aus Köln, über ein wichtiges Thema: die Digitalisierung der Friedhofs- und Grünflächenverwaltung. Das Unternehmen wurde 2011 von Herrn Schumacher gegründet, nachdem er einige Jahre im Ingenieurbüro seines Vaters gearbeitet hat. Die PBSGEO gehört heute zu den führenden Anbietern in der Branche der digitalen Verwaltung von Friedhöfen und öffentlichen Grünflächen.

Die Friedhofsdigitalisierung

Die PBSGEO GmbH hat sich mit der Entwicklung innovativer Geodatenlösungen für die öffentliche Verwaltung einen Namen gemacht. Im Jahr 2013 führte ein besonderer Auftrag das Unternehmen in eine neue Richtung: die Entwicklung einer digitalen Kartenlösung für Friedhofsdaten. Daraus entstand die Produktfamilie „pg_friedhof“ – das heute leistungsfähigste Friedhofskataster auf dem deutschsprachigen Markt.

Neben der Friedhofsdigitalisierung hat die PBSGEO auch Lösungen für das Baum- und Grünflächenmanagement auf den Markt gebracht. Diese Anwendungen sind für alle gängigen Betriebssysteme und Endgeräte nutzbar und unterstützen Verwaltungen dabei, Flächen und Infrastruktur effizient und nachhaltig zu bewirtschaften. Stefan Schumacher, der sein Ingenieurstudium in Wuppertal und Madrid absolvierte, gibt im Interview Einblicke in die Entwicklung seines Unternehmens, die Chancen der Digitalisierung im kommunalen Bereich und die wachsende Bedeutung von Geo-Softwarelösungen.

Das nachstehende Interview soll die Vision und Zukunftspläne der PBSGEO GmbH zeigen und einen Überblick darüber geben, wie innovative Lösungen zur Digitalisierung des Friedhofs- und Grünflächenmanagements beitragen können.

Drei Personen, die mit dem digitalen Friedhofsplan auf dem Friedhof stehen

Das Interview über die Digitalisierung

Silicon Valley Europe: Herr Schumacher, Sie haben die PBSGEO GmbH 2011 gegründet und damit die erste Desktop-Anwendung für Friedhofspläne entwickelt. Was war damals Ihre Vision?

Stefan Schumacher: Das ist richtig, die PBSGEO wurde im Jahr 2011 gegründet. In die Friedhofsdigitalisierung sind wir mit unserer ersten Desktop-Anwendung allerdings erst im Jahr 2013 gestartet. Eine Verwaltung, mit der wir zu diesem Zeitpunkt bereits zusammengearbeitet haben, hat uns angefragt, ob wir nicht eine digitale Lösung für deren Friedhof entwickeln könnten. Wir sind in die Idee zunächst komplett visionslos eingestiegen, fanden das Feld aber sehr interessant. Was besonders spannend ist: Anfangs dachten wir es handelt sich nur um ein kleines Produkt. Mittlerweile ist daraus jedoch ein komplettes Ökosystem erwachsen.

Silicon Valley Europe: Welche Herausforderungen haben Sie bei der Einführung Ihrer digitalen Produkte erlebt, und wie haben Sie diese gemeistert?

Stefan Schumacher: Herausforderungen sind uns viele begegnet. Mit jedem größeren Kunden hat sich der Schwierigkeitsgrad erhöht, da der Umfang und die Leistungsfähigkeit unserer Anwendung immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Immer wieder musste etwas verbessert werden. Heute finde ich es faszinierend, auf die Jahre zurückzublicken und zu sehen, welche Entwicklungsschritte über die gesamte Zeit gemacht wurden. Mich begeistert es, wie viele bedeutenden Entwicklungen wir allein im letzten Jahr machen konnten.

Silicon Valley Europe: Die PBSGEO hat von Beginn an auf Open-Source-Software gesetzt. Warum haben Sie sich für diesen Ansatz entschieden, und welche Vorteile bietet er für Ihre Kunden?

Stefan Schumacher: Ich hatte schon immer ein Herz für Linux und Open-Source-Software generell, daher war es für mich nur logisch, direkt auf das Open Source GIS Quantum GIS zu setzen. Anfangs hatten wir ab und an größere Schwierigkeiten, die Software bei Kunden zu platzieren, da diese immer wieder Vorbehalte im Hinblick auf den Einsatz der Software hatten. Heute kann davon keine Rede mehr sein. QGIS ist als Open-Source-GIS eines der beliebtesten Geographischen Informationssysteme im deutschsprachigen Raum. Der große Vorteil für unsere Kunden ist, dass sie mit QGIS sehr viel leistungsfähige Software für geringen finanziellen Aufwand erhalten.

Silicon Valley Europe: Ihr Unternehmen bietet heute eine umfassende Produktfamilie zur digitalen Verwaltung von Friedhöfen, Grünflächen und Bäumen. Wie beeinflussen Ihre digitalen Lösungen die Arbeit von Kommunen und öffentlichen Verwaltungen in der täglichen Arbeit?

Stefan Schumacher: Wir sind mit unseren Kunden in direktem Austausch und freuen uns darüber, wie groß der Nutzen für die Friedhofsverwaltungen und die Verwaltungen der öffentlichen Grünanlagen ist. Es ist oftmals ein Ringen  um die beste Idee und die beste Vorgehensweise. Dies fordert uns heraus. Jedoch freuen wir uns sehr über innovative Lösungsansätze zu schaffen und daraus resultierend, die große Anzahl an sehr positiven Rückmeldungen zu uns und unserer kompletten Produktfamilie.

Zwei Personen stehen auf dem Friedhof und schauen auf den digitalen Friedhofsplan.

Silicon Valley Europe: Mit der zunehmenden Verbreitung digitaler Lösungen wächst auch die Bedeutung von Datensicherheit und Datenschutz. Wie stellen Sie sicher, dass sensible Daten, etwa von Friedhöfen, sicher verwaltet werden?

Stefan Schumacher: Selbstverständlich haben wir uns intensiv mit dem Thema Datensicherheit und Datenschutz auseinandergesetzt. Insbesondere dann, wenn Kunden auf Hosting- und Cloud-Lösungen zurückgreifen, spielt das Thema Datenschutz eine gewaltige Rolle. Unsere Lösungen können bei den Kunden entweder on premise oder in der Cloud eingesetzt werden. Um Datensicherheit garantieren zu können, haben wir unsere Hosting-Infrastruktur prüfen lassen. Weiterhin setzen wir auf moderne Verschlüsselungs- und Authentifizierungs-Technologien.

Silicon Valley Europe: Die Anforderungen von Kunden und der technologische Fortschritt verändern sich ständig. Wie bleibt die PBSGEO in diesem sich schnell entwickelnden Markt innovativ?

Stefan Schumacher: Wir arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung unserer Anwendung. Ich würde schon sagen, dass wir viel mehr Ideen als Kapazitäten haben und dass uns in den nächsten Jahren die Ideen erst einmal nicht ausgehen werden. Wir sind der Auffassung, dass Stillstand in der Entwicklung Rückschritt bedeutet. Zum Beispiel interessiert uns das Thema Künstliche Intelligenz auch in der Friedhofsverwaltung. Insbesondere geht es darum, große Datenmengen nach sehr individuellen Kriterien auszuwerten. Wir haben beispielsweise eine Anwendung, die es ermöglicht, mit einer KI die Friedhöfe kulturhistorisch aufzuarbeiten. So ist es möglich, Texte über berühmte Verstorbene verfassen zu lassen und über, oder sogar mit, den Verstorbenen zu kommunizieren. Diese Anwendung könnte dabei helfen, die Friedhöfe als Kulturraum für Touristinnen und Touristen interessanter zu gestalten.

Silicon Valley Europe: Sie sind momentan dabei, Ihre Lösungen auch international auszuweiten. Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Internationalisierung?

Stefan Schumacher: Die Herausforderung bei der Internationalisierung ist zunächst einmal, Vertrauen aufzubauen. Es ist wichtig zu vermitteln, dass eine Firma, die vom anderen Ende der Welt kommt, Probleme vor Ort lösen kann. Weiterhin sind viele Vorgänge zwar ähnlich, jedoch nicht 100% identisch, sodass Anpassungen in der Software erforderlich sind. In Südamerika beispielsweise haben wir es vielerorts mit privatwirtschaftlich organisierten Friedhöfen zu tun. Diese haben selbstverständlich andere Anforderungen als die kommunalen und kirchlichen Einrichtungen, die uns auf den europäischen Märkten begegnen.

Die digitale Grünflächenverwaltung auf dem Smartphone, Tablet und Laptop

Silicon Valley Europe: Zum Abschluss: Welche Empfehlungen würden Sie Verwaltungen geben, die vor der Herausforderung stehen, ihre Friedhöfe zu digitalisieren?

Stefan Schumacher: Es gibt einen ganz einfachen Ratschlag für alle Friedhofsverwaltungen, die über die Digitalisierung nachdenken: Tun Sie es! Sie können mit der Digitalisierung die Flexibilität steigern und die Kommunikation verbessern. Jeder kann mit beliebigen Endgeräten jederzeit auf die Daten zugreifen und über die Anwendung kommunizieren – innerhalb der Verwaltung, aber auch mit externen Organisationen wie den Bauhöfen, den Friedhofsgärtnern oder den Bestattern. Es geht außerdem darum, bessere Entscheidungsgrundlagen zu schaffen. Mit digitalen Methoden können viel größere Datenmengen analysiert und verarbeitet werden. Abschließend darf natürlich auch das Thema der Effizienzsteigerung nicht vergessen werden. Was glauben Sie, wie viele Stunden eine Friedhofsverwaltung monatlich durch die Digitalisierung einsparen kann? Aus unserer Erfahrung und Erhebungen, die wir durchgeführt haben, können wir Ihnen sagen, dass dort erhebliches Einsparungspotential besteht.

Silicon Valley Europe: Vielen Dank für diesen spannenden Einblick.

Quelle: Sillicon Valley Europe, 19.12.2024, https://portal.silicon-valley-europe.com/#Task61Place:::FACE180:Know-how::297:

Die PBSGEO ist eine Ausgründung des  Planungsbüro Schumacher. Diese Verbindung lässt sich noch heute an den ersten drei Buchstaben unseres Firmennamens erkennen.

Wir begannen im Jahr 2011 als Ingenieurbüro für Geoinformatik und beschäftigten uns zunächst mit einer Vielzahl von Projekten rund um die Verarbeitung von Geodaten für öffentliche Verwaltungen.