Die Datenerfassung ist ein Thema mit dem sich jede Friedhofsverwaltung beschäftigen muss. Aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Veranlassungen, technischer Möglichkeiten und den damit verbundenen Kosten ist die richtige Wahl der Erfassungsmethode nicht immer trivial.
Alles beginnt mit einer zentralen Frage: Wofür werden die Daten benötigt?
Abhängig von dem Zweck des geplanten Erfassungsprojektes muss die erforderliche Erfassungsmethode gewählt werden. Es gilt: Je höher die Genauigkeiten der Erfassungsmethode desto höher die Kosten.
Folgende Methoden werden häufig bei Datenerfassungen auf dem Friedhof angewandt:
- Messen mit dem Maßband
- Digitalisierung aus Orthofotos
- Tachymeteraufnahmen
- Laserscanning
- Drohnenvermessung
- Drohnenvermessung in Kombination mit Tachymetervermessung
- Digitalisierung aus Orthofotos in Kombination mit Tachymetervermessung
Die vorgenannten Erfassungsmethoden werden in Abbildung 1 im Hinblick auf Kosten und Genauigkeiten gegenübergestellt. Zu vernachlässigen sind Methoden mit hohen Erfassungskosten und geringen Genauigkeiten (roter Quadrant). Wünschenswert wären Methoden, die zum einen hohe Genauigkeiten liefern und zum anderen mit geringen Kosten (grüner Quadrant) verbunden sind. Pauschal betrachtet gibt es solche Methoden nicht. Dennoch kann unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der geforderten Genauigkeiten ein Verfahren gewählt werden, welches sich dem grünen Quadranten annähert.
Wie in Abbildung 1 dargestellt, befindet sich Methode 1: Messen mit dem Maßband im roten Quadranten und kann somit in der weiteren Betrachtung vernachlässigt werden. Um einzelne Spannmaße zu ermitteln, ist das Maßband ein wunderbar einfaches Messinstrument. Für eine vollständige Datenerfassung auf dem Friedhof ist es denkbar ungeeignet.
Die Digitalisierung aus Orthofotos ist die kostengünstigste Variante der Datenerfassung auf dem Friedhof. Orthofotos sind eine verzerrungsfreie und maßstabsgetreue Abbildung der Erdoberfläche und stehen von relativ hohen bis mittleren Bodenauflösungen (ca. 10-30 cm) zur Verfügung. Bei der Digitalisierung werden Gräber, Wege- und Grünflächen aus dem Luftbild ohne Geländehöhen erfasst und in einen GIS- oder CAD-Plan eingezeichnet. Für den Friedhof gibt es Geometriewerkzeuge (Siehe Abbildung 2), die die Datenerfassung aus Luftbildern erheblich beschleunigen können. Methode 2 ist für das Anlegen von Belegungsplänen und zur Aufstellung von Flächenbilanzen sehr geeignet. Dichter Baumbestand erschwert die Digitalisierung aus Luftbildern erheblich. Es besteht dann die Möglichkeit Gräber durch Konstruieren auf dem Plan einzupassen oder um die Genauigkeiten zu waren, die Verschattungsbereiche mit alternativen Messmethoden zu erfassen.
Methode 3, die Tachymeteraufnahme wird aufgrund der hohen Erfassungsgenauigkeiten bei Tiefbaumaßnahmen (Straßenbau, Kanalbau, etc.) oder bei hoheitlichen Aufgaben der ÖBVIs (Grenzvermessung, Grenzanzeige, etc.) sehr häufig eingesetzt. Jeder Erfassungspunkt wird dabei in der Örtlichkeit aufgesucht und eingemessen. Die Erfassungskosten sind insbesondere bei einer großen Anzahl von Messpunkten sehr hoch. Dichter Baumbestand führt bei Methode 3 zu Erschwernissen. Jedoch können trotzdem exakte Messergebnisse erzielt werden. Die Tachymeteraufnahme eignet sich insbesondere für punktuelle und linienhafte
Baumaßnahmen auf dem Friedhof, beispielsweise den Bau einer Treppenanlage oder die Umplanung von Friedhofswegen. Auch macht die Gesamterfassung eines kleinen Friedhofes per Tachymeter durchaus Sinn, wenn eine geringe Punktdichte vorliegt.
Bei Methode 4, dem Laserscanning wird mittels eines rotierenden Laserstrahls die Umgebung abgetastet und somit ein digitales, dreidimensionales Abbild der Realität, auch Punktwolke genannt, geschaffen. Mit diesem Verfahren können ebenfalls hohe Genauigkeiten erzielt werden. Besonders geeignet ist das Laserscanning bei Vermessungen, die eine große Punktdichte erfordern, beispielsweise im innerörtlichen Straßenbau. Auf dem Friedhof ist Methode 4 insbesondere bei der Datenerfassung für Friedhofsneukonzeptionen von Bedeutung, da dafür eine vollständige Aufnahme des Planungs- bzw. Betrachtungsbereiches erforderlich ist. Dabei werden sämtliche Friedhofsflächen und die vorhandene Infrastruktur lage- und höhenrichtig eingemessen.
Bei der Drohnenvermessung (Methode 5) wird der Erfassungsbereich überflogen. Dabei bestimmt die Drohne die eigene Position mit hochpräzisen GNSS-Sensoren während ein Luftbild aufgenommen wird. Diese Methode findet insbesondere bei der Aufnahme von großen Flächen ihre Anwendung, beispielsweise im Tagebau. An ihre Grenzen stößt die Drohnenvermessung bei dichtem Baumbestand und Bodenbewuchs. In diesen Bereichen kann keine durchgängige Flächenerfassung erfolgen. Ähnlich zu Methode 3 befindet sich die Drohnenaufnahme sehr nah am grünen Quadranten. Methode 5 eignet sich ebenfalls sehr gut als Grundlage für Friedhofsneukonzeptionen, da große Flächen mit hoher Punktdichte sehr schnell aufgenommen werden können. Oftmals werden Drohnenvermessungen auch als Grundlage für Belegungspläne und Flächenbilanzen verwendet. Insbesondere dann, wenn die Orthofotos der Landesvermessungsämter in geringen Bodenauflösungen vorliegen.
Ferner besteht ebenfalls die Möglichkeit Erfassungsverfahren zu kombinieren (Methoden 6 und 7) und dadurch die Nachteile der einen Erfassungsmethoden mit einer anderen auszugleichen.
Wie dargestellt gibt es eine Vielzahl von relevanten Verfahren und jeder Friedhof ist ein Unikat. Somit sollte zu Beginn eines jeden Erfassungsprojektes das Verfahren gewählt werden, welches dem grünen Quadranten am nächsten ist oder wünschenswerterweise mitten drin liegt.
Quelle: Friedhofskultur, November 2020